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Es wird wärmer und wärmer, der Klimawandel vollzieht sich schneller und folgenschwerer als bislang angenommen. Das hat auf der ganzen Welt Auswirkungen – in der Schweiz betrifft dies unter anderem die Gewässer.

von Marco Latzer

Der Klimawandel macht auch vor Schweizer Flüssen nicht halt. «Es droht ein Artensterben im Rhein!», sagen Ökologe Urs Capaul (67) und Samuel Gründler (37), Präsident des Schaffhauser Fischereiverbands einhellig.

In den letzten Jahren hat sich der Fischbestand im Rhein massiv gewandelt. «Die Trüsche kommt schon seit dem Hitzesommer 2003 praktisch nicht mehr vor. Und die Äsche wurde vom Bundesamt für Umwelt auf stark gefährdet hochgestuft», so Gründler.

Rhein wird schon jetzt bis zu 27 Grad warm

Stattdessen sind im Rhein nun plötzlich Karpfen und Alet im Vormarsch. Die Lebensbedingungen im Fluss ändern sich rasant, auch weil heisse und trockene Sommer immer häufiger werden. «Die Krisenanfälligkeit der Fische hat extrem zugenommen. Auch Forellen und Kleinfischarten könnten mittelfristig verschwinden», befürchtet Gründler.

Das Hauptproblem: Die Pegelstände der Flüsse sinken, das Wasser erwärmt sich dadurch schneller. Temperaturen von 26 oder gar 27 Grad wurden im Rhein in den letzten Jahren schon erreicht. Der für Fische überlebensnotwendige Sauerstoffgehalt nimmt dadurch ab.

Fische brauchen kühle Rückzugsräume

Rund um Schaffhausen wurde deshalb nach dem Rekordsommer 2003 gehandelt. Kleinere Zuflüsse und durch kühleres Grundwasser gespeiste Bäche bieten den Fischen seither dringend notwendige Rückzugsräume, geschützt von neu angelegten Dämmen. «Aber auch wir haben noch viel Luft nach oben», sagt Urs Capaul, der fast drei Jahrzehnte lang Stadtökologe von Schaffhausen war.

Aber immerhin gebe es hier ein Notfallkonzept – ein Unikum in der Schweiz. «Im Notfall werden weitere Dämme angelegt, wo das Wasser länger stehen kann. Um an Tiefe zu gewinnen, kommen Bagger zum Einsatz», sagt Capaul.

Weg mit dem Beton, her mit der Natur

Er fordert gleichzeitig ein Umdenken. So sollen die Landwirte ihr Wasser künftig, aus der Mitte des Rheins und nicht aus den mehreren Grad kühleren Grundwasserbächen abschöpfen. Und: «Es braucht viel mehr Bachrenaturierungen. Die vielen Kunstbauten bei den Zuflüssen müssen endlich weg!», so Capaul. Ein betonierter Bach sei ein toter Bach. Um die Fischbestände zu sichern, brauche es Grossinvestitionen – und zwar landesweit!

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